
DEL-Youngster in der U18-Nationalmannschaft:
Eine Anzahl, die sich sehen lassen kann
Der Sprung vom Nachwuchs- in den Profibereich, er ist bekanntlich ein
schwieriger. Und beileibe nicht jeder schafft ihn, schon gar nicht auf Anhieb.
Um den Nachwuchs stärker zu fördern und letztlich mehr auf international
hohem Niveau agierende Nachwuchsspieler in der Breite hervorzubringen,
hatte der DEB im Jahr 2015 das Programm ‚POWERPLAY26‘ eingeführt. Das
Fünf-Sterne-Programm ist ein wesentlicher Bestandteil des Gesamtkonzepts.
Zur Saison 2018/19 war die PENNY DEL mit der U23-Regelung nachgezogen.
Blickt man nun auf den Kader der deutschen U18-Nationalmannschaft für
die in diesen Tagen stattfindende Weltmeisterschaft, so fällt auf: Insgesamt
stehen fünf Youngster mit summa summarum 73 Spielen DEL-Erfahrung im
Aufgebot von Steffen Ziesche. Namentlich sind dies Torhüter Nikita Quapp
(Krefeld Pinguine), Verteidiger Adrian Klein (Straubing Tigers) sowie die
Angreifer Luca Hauf (Krefeld Pinguine), Kevin Niedenz (Kölner Haie) und
Yannick Proske (Iserlohn Roosters). Und wenn der eigentlich als Kapitän
vorgesehene Haakon Hänelt (Eisbären Berlin) sowie Roman Kechter (aus
dem Nachwuchsbereich des schwedischen Clubs Rögle BK an die Nürnberg
Ice Tigers verliehen) wie eigentlich angedacht Teil des Kaders wären, könnte
man nochmals 22 (Hänelt) bzw. 21 (Kechter) Partien dazu addieren. Eine
Anzahl, die sich also durchaus sehen lassen kann, wenngleich die Auflistung
in der Mannschaftsaufstellung der Erstligaclubs freilich noch lange keine
Garantie auf Eiszeit ist.
Während sich die DEL-Erfahrung bei Niedenz (vier Partien mit insgesamt
18:55 Minuten Eiszeit) sowie Hauf (zwei Einsätze mit insgesamt 8:44
Minuten Eiszeit) noch in überschaubaren Grenzen hält, stand Yannick
Proske für die Roosters in 25 Spielen auf dem Eis – und verzeichnete bei
durchschnittlich 5:33 Minuten Eiszeit pro Spiel seine Premierenvorlage beim
3:7 in Nürnberg am 20. März. Derjenige, der aus der Riege der U18-WM-Teilnehmer
die meisten Einsätze in der PENNY DEL 2020/21 verzeichnen
konnte, ist Straubings Adrian Klein mit deren 31. Mit seinen 17 Jahren wagte
er den Sprung von Heimatclub Weiden (Oberliga Süd) zwei Spielklassen
nach oben und wurde von Vielen erstmal als Förderlizenzspieler bei DEL2-
Kooperationspartner Landshut gesehen. Doch weit gefehlt, Klein erhielt von
Tigers-Trainer Tom Pokel von Beginn an das Vertrauen und zahlte es ihm mit
Leistung und beachtlichen Entwicklungsschritten zurück. Die Belohnung: Im
Schnitt immerhin 6:32 Minuten Eiszeit und die Torpremiere gegen Berlin am
28. März. Einen DEL-Treffer hat aus der U18-Riege einzig noch Hänelt erzielen
können (beim 5:1 über Bremerhaven am 4. März), der im Schnitt 6:31
Minuten für das Spitzenteam aus der Hauptstadt auf dem Eis stand. „Haakon
hat Eiszeit bekommen und er weiß, woran er in Zukunft arbeiten muss,
wenn er sich einen Stammplatz in einem Profiteam erarbeiten möchte“, sagt
U18-Bundestrainer Ziesche über den aus Berlin stammenden Angreifer. Die
im Schnitt mit Abstand meiste Eiszeit unter den Genannten erhielt Roman
Kechter mit 9:11 Minuten pro Spiel – und er war auch der einzige davon,
der zwei Scorer-Punkte (zwei Assists) verbuchen konnte. Erfahrung in den
beiden nominell ersten Nürnberger Sturmreihen gab es obendrauf.
Zurück bei Adrian Klein, ist es kein Wunder, dass Pokel während der
Saison mehrmals dessen Wissbegierde und seine schnelle Umsetzung
neuer Vorgaben hervorhob – und auch Ziesche sieht den Defender „auf
einem sehr, sehr guten Weg.“ Körperlich bringt Klein mit seinen 1,90
Metern und 93 Kilogramm ohnehin alles für die deutsche Beletage mit.
Zeit also, logischerweise auch international für den DEB-Nachwuchs eine
Führungsrolle zu übernehmen? „Ich bin eher weniger der, der das Wort
ergreift. Normal bin ich ein zurückhaltender Typ. Aber wenn es heißt, ich
solle die Mannschaft mitführen, dann bekomme ich das hin. Es gibt ja auch
verschiedene Führungstypen“, meint der Linksschütze dazu, der wie viele
junge Spieler – natürlich – von der NHL träumt.
Das tut selbstredend auch Goalie Nikita Quapp, der in einer für die Krefeld
Pinguine schwierigen Saison bereits elfmal zwischen den Pfosten stehen
durfte – und am 30. Dezember ausgerechnet im Straßenbahnderby beim
3:6 gegen die Düsseldorfer EG nach einem Drittel ins kalte Wasser geworfen
wurde. „Da war ich natürlich ein bisschen nervös, als mir das in der Kabine
gesagt wurde“, gibt der 18-Jährige zu. Seine persönliche Revanche gegen
die DEG erlebte Quapp am 7. März, als er beim 3:1 einen von zwei Siegen
in seiner Statistik verbuchen konnte. Den anderen gab es übrigens mit dem
gleichen Resultat am 28. Februar bei seinem ersten Start in der PENNY
DEL gegen die Kölner Haie. Diese beiden Erfolge, er hätte sie vor Fans
sicherlich noch besser auskosten können. Aber: „Das ist ganz klar eine andere
Atmosphäre, da ist es lauter. Vielleicht war es so gesehen auch gut, dass
ich meine ersten Spiele ohne Zuschauer hatte. Das war für mich quasi das
gewohnte Umfeld“, findet Quapp, der bereits mit 13 Jahren den Schritt in die
renommierte Red-Bull-Akademie nach Liefering ging. Wie sehr die Massen
gerade auch gegnerischen Torhütern unter die Haut gehen können, weiß so
mancher Goalie-Kollege nur zu gut.
Bevor die nächsten Schritte in ihren Clubs anstehen, gilt es, die WM
möglichst erfolgreich zu Ende zu bringen. Die Marschroute dafür gibt Quapp
vor, indem er sagt: „Wir werden von der ersten Sekunde an konzentriert
spielen und das ganze Spiel durchziehen, als ob es 0:0 stehen würde. Wir
werden nicht aufhören zu kämpfen und immer weiterarbeiten.“ Mit den
Basics zum Erfolg also – es wäre der deutschen U18 bei ihrer Rückkehr in die
Top-Division nach schwierigen Monaten für den Nachwuchsbereich wahrlich
zu wünschen.
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