
„Wir wollen darauf aufbauen,
wo wir aufgehört haben“
Herr Söderholm, wie sehr freuen Sie sich, nach so enorm langer Zeit
endlich wieder mit der Mannschaft in einer WM-Vorbereitung zu
stehen?
Toni Söderholm: „Sehr, aber irgendwie hat man die ganze Zeit
über schon auch Gedanken, dass irgendetwas noch passiert. Es
ist einfach eine komische Situation. Aber es reizt mich schon sehr,
ich freue mich riesig.“
Man muss sich auf viele Eventualitäten einstellen, das klingt nach
deutlich mehr Arbeit für Sie…
Söderholm: „Ja, das kann man sagen, auf alle Fälle. Und das
betriff t nicht nur mich, sondern auch den Sportdirektor und die
Teammanager. Genauso die Betreuer, die Ärzte, die Physios, die
Medienleute, das Marketing – einfach den ganzen Staff . Mein
Teil ist nur das große Ganze und die Teamseite. Es waren mehr
Telefonate mit Spielern zuletzt nötig und wir haben versucht, allen
zu erklären, wie das Ganze hoff entlich ablaufen wird. Das kostet
schon mehr Zeit.“
Weniger Zeit haben Sie 2020/21 in den Stadien verbringen können, dafür
wahrscheinlich mehr Spiele über den TV verfolgt. Wie war das Verhältnis?
Söderholm: „10 zu 90, würde ich sagen. Es ist natürlich deutlich mehr
Scouting über TV oder Laptop gelaufen. Ich habe keine genaue Zahl der Live-
Spiele, die ich im Stadion gesehen habe: Es waren vielleicht so 15 bis 20. Was
ich aber gut gefunden habe, ist der Spielplan der PENNY DEL mit jedem Tag
Eishockey. Das machte es mir ziemlich leicht, meinen Alltag zu gestalten. Man weiß,
dass man abends am Fernseher sitzt und Eishockey anschauen kann. Man erhält
einen ruhigeren Blick darauf, wie die Teams und die Spieler drauf sind. Und man
konnte sich auf ein oder zwei Spiele pro Tag konzentrieren – und deshalb
habe ich wohl heuer mehr Spiele gesehen als in den letzten Jahren.“
Sie sagten schon vor dieser besonderen Saison, dass es gar nicht so
einfach ist, die Leistungsstärke von Spielern rein anhand der TV-Bilder
zu beurteilen…
Söderholm: „Es ist einfach so, dass du am Fernseher mehr
Partien eines Spielers sehen musst, um zu wissen, wie er drauf
ist. Es ist viel, viel eff ektiver, vor Ort zu sein. Schon allein, weil
du den Spieler nicht so oft im Bild siehst am TV, brauchst
du mehr Spiele, als wenn du vor Ort bist. Das ist einfach so.
Es braucht auch mehr Telefonate im Hintergrund, um zu
wissen, wo die Spieler stehen – damit meine ich Gespräche
mit den Sportlichen Leitern, Trainern und Vermittlern. In
Zusammenarbeit mit den TV-Bildern braucht es also auch
mehr Hintergrundarbeit. Es fehlt mir unglaublich, dass
man sich nach den Spielen nicht mehr persönlich mit den
Spielern austauschen konnte; egal, ob sie gewonnen oder
verloren haben. Das ist mir wahnsinnig abgegangen und
deshalb freue ich mich umso mehr, dass wir uns jetzt im
Rahmen der Nationalmannschaft treff en können.“
Toni Söderholm: